Reichenhaller Tagblatt zu Besuch im Karlsgymnasium

Wenn wir nicht die Zeitung besuchen können...

...dann kommt sie halt zu uns in die Schule. Das war die recht spontane Idee, trotz der coronabedingten Absage aller schulischen Exkursionen den Schülerinnen und Schülern der Klasse 8e eine Begegnung mit einem Zeitungsredakteur zu ermöglichen, was eine für alle willkommene Abwechslung zum Schuljahresausklang bot.

Am Mittwoch, dem 15.7. war es dann soweit. Herr Schimmel, Redakteur des Lokalteils des Reichenhaller Tagblatts, stattete – bepackt mit einer Zeitungsausgabe für jeden – uns am Karlsgymnasium einen zweistündigen Besuch im Deutschunterricht ab. Dabei erklärte er, auch den über Videokonferenz zugeschalteten daheimgebliebenen Schülerinnen und Schülern, kurzweilig, altersgerecht, geduldig und anschaulich, wie seine tagtägliche Arbeit in der Lokalredaktion aussieht und was etwa seine Tätigkeit von der eines bei einer überregionalen Tageszeitung beschäftigten Journalisten unterscheidet. Als er mit Hilfe einer aktuellen Ausgabe der Heimatzeitung die wichtigsten Ressorts erklärt und beim Lokalteil angekommen war, schwang ein wenig Bedauern darüber mit, dass seit dem Verkauf des Reichenhaller Tagblatts an die Passauer Neue Presse (PNP) vor zweieinhalb Jahren lokale Ereignisse augenscheinlich einen geringeren Stellenwert bekommen haben und in den hinteren Teil jeder Zeitungsausgabe verbannt worden sind. Der vordere Teil wird nämlich im gesamten Verbreitungsgebiet der PNP in Passau einheitlich gestaltet und dort sogar gedruckt. Erstaunlich war auch, dass geschätzt lediglich 20 bis 25 Prozent des Lokalteils von den Redakteuren des Reichenhaller Tagblatts selbst geschrieben werden, der Großteil der Artikel von freien Mitarbeitern stammt und deren Texte nur noch redigiert werden müssen. Einig waren sich alle, dass trotz des Konkurrenzkampfs der verschiedenen Informationsmedien, v.a. durch das Internet, aber auch den Boulevardjournalismus, eine Zeitung Qualitätsstandards einhalten muss und sich keinesfalls reißerischer Methoden bedienen darf, nur um verkaufsträchtige Schlagzeilen zu produzieren. Genau dies prangerte der Youtuber Rezo, der diesmal in seinem Video nicht die CDU, sondern die Presse „zerstörte“, an. Mit dessen Video „Die Zerstörung der Presse“ (gemeint ist übrigens eine Analyse, keine Zerstörung) hatten sich die Schülerinnen und Schüler bereits im Vorfeld auseinander gesetzt. Genau wie Rezo, der zwar nicht von der einen Presse sprechen möchte, sondern eine Differenzierung fordert, aber doch das unlautere Vorgehen mancher Pressevertreter kritisiert, erkannten die Schülerinnen und Schüler am Ende des Besuchs, welche Macht, vor allem Zerstörungskraft, Zeitungen oder Medien allgemein haben können und dass sie daher verantwortungsvoll damit umgehen müssen.

Herr Schimmel vom Reichenhaller Tagblatt im Gespräch mit den Schülerinnen und Schülern der Klasse 8e